Nordkapp (1) 🇳🇮

Manchmal sind Geschichten so schön, dass man sie zweimal erzĂ€hlt. Solche Tage erleben wir besonders intensiv, bleiben sie doch unvergesslich. Oder ist es einfach so, das der Autor den Überblick verloren hat? Immerhin fĂ€llt mir gerade noch ein, dass heute ein Dienstag ist und wir schon seit zwei Wochen in Skandinavien unterwegs sind.

 

Zwei NĂ€chte verbrachten wir in ÖrsvĂ„g. In der NĂ€he verliefen einige interessante Wanderwege, gespickt mit jeder Menge Caches.

 

 

Leider blieb uns der Fund des letzten blauen Fragezeichens, des Bonus Nummer 2 verwehrt. Nur ein kleiner Makel, aber die Runde von knapp 20 km ĂŒber den Glomtind (416 m ĂŒM) war perfekt fĂŒr einen ruhigen Tag ohne allzu große Anstrengung.

 

 

 

 

Dann folgte eine Übernachtung am Straßenrand des Raftsund, ein Nebenarm des Trollford. Wunderbar gelegen an einer absolut ruhigen Landstraße, die nach 15 km in einen Ort endete.

 

 

PĂŒnktlich gegen 16.30 Uhr kam das Postschiff der Hurtigruten vorbei geschippert.

 

 

 

Ich trank mit unserem Begleiter, dem roten BĂ€r, ein Bier und bereitete nebenbei den Grill fĂŒr das Abendessen vor. Heike schnippelte den Salat – so waren die Rollen klar verteilt. Geschmaust haben wir gemeinsam.

 

 

Am nĂ€chsten Tag, in der Nacht hatte es etwas geregnet, fuhren wir mit den RĂ€dern in das 10 km entfernte Digermulen. Von dem Ort fĂŒhrte ein schöner Wanderweg auf den KeiservĂ„rden, den Kaiser Wilhelm II am 21. Juli 1889 mit seinen Gefolge bestieg.

 

 

Die Aussicht von dem 384 m hohen HĂŒgel war wieder 1A!

 

 

 

 

Eine nĂ€chste Nacht verbrachten wir irgendwo vor Tromsö. Der Campingplatz bei privat war kostenlos, ebenso die Duschen, Kaffee, Kuchen und Strom. Es wurde nur um eine Spende gebeten. Nun ja, das war es uns wert, allerdings hatten wir nicht eine norwegische Krone dabei. Geld braucht man in diesen Land nicht. Hier wird alles, wirklich alles mit E-Cashcard bezahlt. Sehr bequem! Aber auch der €uro ist in Norwegen gefragt, also reichten wir 20 € unter der Hand weiter.

 

 

 

 

WĂ€hrend einer abendlichen Cacherunde trafen wir auf trondjk und Sherpanalle, ein norwegisches Cacherpaar. Gemeinsam ging es auf einen kleinen Spaziergang zu einigen Dosen in der NĂ€he von Kongsvik.

 

 

Am nÀchsten Tag suchten wir gezielt von beiden je einen Cache auf. Er hat mehr als 200 versteckt, sie 23 Caches.

 

 

Die letzte Übernachtung vor dem Nordkapp, in spektakulĂ€rer Landschaft, stĂŒrmischer Wind, langgestreckte Fjorde, WasserfĂ€lle, endlose Tunnel. Und trotzdem noch Kilometerangaben, wie Nordkapp 380 km.

 

 

 

 

Dann endlich die Grenze zwischen Nordland und Finnmark. Finnmark, der grĂ¶ĂŸte, zugleich am dĂŒnnsten besiedelte Verwaltungsbezirk Norwegens. Grenzt ganz im Osten an die Russische Förderation, karg, kalt, einsam. Nur 1,5 Menschen leben durchschnittlich pro Quadratkilometer in der Nordkappregion.

 

 

Klar, dass an solchen markanten Punkten auch Dosen liegen. Direkt an der Grenze in beiden Fylke je eine. Dann kam die Stadt Alta. Letzte Stadt an unserer Route, um EinkĂ€ufe zu tĂ€tigen, Beine vertreten, ein paar Caches besuchen. Dabei aber auch immer wieder etwas Regen. Es blieb aber verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig mild bei 16-18°C. Hier nennt sich das immer noch T-Shirt-Wetter. Radler fahren noch mit kurzen Hosen und Bier kann noch draußen getrunken werden.

 

 

Im Zentrum von Alta eine moderne Kirche und etwas außerhalb sogar ein Regionalflughafen.

 

Danach kam lange Zeit nicht viel. Lange Straßen, die bergauf, bergab fĂŒhrten, verkrĂŒppelte Birken, Felsen, Berge, WasserfĂ€lle
 Highlights fanden wir meistens mit Hilfe von Caches, die gut bewertet waren.

 

 

 

Wie zum Beispiel an dieser HĂ€ngebrĂŒcke (Hengebrua).

 

Dann endlich gegen 19 Uhr – ein fast 7 km langer Tunnel zwischen dem Festland und der Insel MagerĂžya. Dieser Tunnel verlĂ€uft 212 m unterhalb der MeeresoberflĂ€che. 212 Meter!!! Mit 9% GefĂ€lle bzw. Steigung fĂŒr Kfz sicher kein Problem. Aber der Tunnel ist fĂŒr Radfahrer frei, ein 1,50 m breiter Weg fĂŒhrt an beiden Seiten der Fahrbahn entlang. Unglaublich! Ob es bei uns so etwas geben wĂŒrde?

 

 

 

13 km vor dem Nordkapp ein spitzenmĂ€ssiger Campingplatz. Fast allein, konnten wir uns den besten Platz aussuchen. Sauber und gut ausgestattet, dazu 5g WiFi-Free. Es war noch warm, 16 Grad fĂŒr NordpolnĂ€he fast tropisch anmutende Temperaturen. OK, bis zum Nordpol sind es noch fast 2000 km. Schnee und Eis gibt es hier nirgends mehr. DafĂŒr sind die Berge nicht hoch genug. Am Abend wurden unsere nördlichsten Steaks gegrillt, dazu norwegischer Kartoffelsalat und geröstetes Brot.

 

 

Die letzte Nacht war sehr unruhig. Es hat gestĂŒrmt und geregnet bis in den Morgen. Aber gegen 10 Uhr hörte der Regen auf und wir konnten unseren persönlichen Plan der Eroberung des „wahren“ nördlichsten Punktes angehen. Leider mussten wir durch Recherchen erfahren, dass es östlich vom Nordkapp einen Punkt gibt, der noch weiter nördlich liegt.

 

Die Kommune liegt zum grĂ¶ĂŸten Teil auf der Insel MagerĂžya; der kleinere Teil liegt auf dem norwegischen Festland. MagerĂžya ist seit 1999 durch den 6875 m langen Nordkaptunnel mit dem Festland verbunden. An einer der Nordspitzen von MagerĂžya liegt das Nordkap, ein steil aus dem Eismeer emporragendes Schieferplateau, das oft fĂ€lschlich als nördlichster Punkt Europas bezeichnet wird. TatsĂ€chlich ist die drei Kilometer weiter westlich des Nordkaps gelegene Landzunge Knivskjellodden der nördlichste Punkt der Insel MagerĂžya und der Kommune Nordkapp. Den nördlichsten Punkt des europĂ€ischen Festlandes findet man weiter östlich mit dem Kinnarodden auf der Nordkinnhalbinsel, auf dem Kommunegebiet von Gamvik. Der erste Tourist, der das Nordkap besuchte, war im Jahre 1664 der italienische Priester Francesco Negri.[2] Seither zieht es Reisende aus der ganzen Welt in dieses Gebiet.

 

Quelle: Wikipedia

 

NatĂŒrlich wollten wir den wahren nördlichsten Punkt erobern, auch weil hier die Caches mit den nördlichsten Koordinaten versteckt sind. 11 Uhr starteten wir mit unseren RĂ€dern zum sieben Kilometer entfernten Parkplatz, wo der neun Kilometer lange Wanderweg begann. Anfangs fĂŒhrte die Straße etwas auf und ab, allerdings bei stĂŒrmischen Gegen- bzw. Seitenwind. Die letzten drei Kilometer stiegen bei einer Steigung bis 12 % um fast 300 Hm an. ZurĂŒck war es dann das reinste VergnĂŒgen fĂŒr Steffen.

 

 

Bei 76 km/h zog ich auf der unebenen Straße doch mal zaghaft an der Bremse, zumal die nĂ€chste Kurve in Sicht kam.

 

 

Die Wanderung war einfach großartig, und nach knapp drei Stunden kamen wir auf N 71° 11â€Č 120″ an.

 

 

 

 

Durch rauhe Landschaften fĂŒhrte unsere Wanderung.

 

 

Und in der Ferne sah man auch das Nordkapp-Massiv, wohin die vielen Reisebusse mit den Turnschuhtouristen fuhren.

 

 

 

Unser "nördlichster" Cache

 

 

Zwei Caches fanden wir hier. Einer davon wird wohl fĂŒr lĂ€ngere Zeit der nördlichste Cache auf unserer Geocaching-Profilseite sein.

 

 

 

Am Ende eines erlebnisreichen Tages kamen wir glĂŒcklich an unseren California an und erlebten noch den Besuch einer Herde Rentiere.


3 Kommentare zu „Nordkapp I“

 

Patricia

Ich wollte ja vor euren Berichten auch schon immer mal in den hohen Norden, aber nun will ich es noch mehr  Es klingt wirklich toll was ihr dort oben alles erlebt. Genießt die tolle Zeit! Ich bin gespannt auf die weiteren tollen Berichte von euch beiden.

Liebe GrĂŒĂŸe aus der sonnigen Heimat 

 

Sarah

Der Bericht war bis jetzt der Schönste. Die Bilder sind ein Traum!!! Man kann sich gar nicht satt sehen daran.
Und dann bei 76 km/h zurĂŒck zum Campingplatz. Du bist ja verrĂŒckt! Eure Caches werden auch immer mehr und mehr. Wahnsinn aber so macht das Wandern gleich noch mehr Spaß. Bei den Steigungen wĂŒrde ich das Rad sicher in die Ecke werfen. Habt ihr wenigstens das E-Bike dabei?
FĂŒhlt euch gedrĂŒckt. Ich schicke euch das schöne Wetter der nĂ€chsten Tage, so dass ihr auch bisschen Sonne genießen könnt. Hab euch lieb 

 

Steffen Kirchner

Hu hu, Sarah, natĂŒrlich fĂ€hrt einer von uns immer mit Strom, wir sind hier ja auch im skandinavischen Gebirge. Ach, und auch ich fahre gerne schnell bergab. Wollte mal immer 100 km/h auf einer Straße schaffen. Ist aber ganz schwer mit einen Rad zu schaffen. Schön, dass du hier immer so interessiert dabei bist. Liebe GrĂŒĂŸe von den beiden Reisenden.


Nordkapp (2) 🇳🇮

Heute waren wir an dem Ort, den jeder Nordkapp-Reisender problemlos erreichen kann. Eine asphaltierte Straße fĂŒhrt bergauf/bergab direkt dahin. Allerdings wird man 100 m vor dem Parkplatz als Kfz-Reisender an einen KassenhĂ€uschen ausgebremst und erst nachdem pro Person 270 NOK bezahlt wurden öffnen sich die Schranken zum sagenumwobenen Nordkapp-Reich. Aber man kann es auch billiger haben. Indem man zu Fuß oder mit dem Fahrrad (Tretroller, Skateboard, Schlauchboot geht auch) anreist. Dann kostet es nichts. So wie bei uns, die wir mit dem Fahrrad 7 km fuhren. Einen strahlend blauen Himmel gab es gratis dazu.

 

 

 

 

Auf dem Plateau galt unser Interesse natĂŒrlich auch den fĂŒnf Caches. Wobei ein Cache nach den Koordinaten-Check in der NĂ€he von Alicante in SĂŒdspanien versteckt ist. Dieser hat aber auch die höchste Schwierigkeitstufe. Die Aufgaben fĂŒr die Ermittlung der Koordinaten dagegen waren sehr einfach.

 

 

 

 

Diese interessanten Installationen werden hier erklÀrt: Children-of-the-earth

 

 

Weitere Objekte befinden sich auf dem Plateau um das Nordkapp-Center. Hier ist der Beginn des europÀischen Wanderweges E 1.

 

 

                            Das Denkmal der Orte in Norwegen, an denen die Mitternachtssonne zu sehen ist.

 

 

                                               Auch die allgegenwÀrtigen Trolle findet man am Nordkapp.

 

 

                               Eine wunderschöne Aussicht auf das Hinterland der Insel MagerÞya.

 

 

Die Nordkappinsel MagerĂžya.

 

 

Ein Blick aus einiger Entfernung auf das Nordkapp-Plateau.

 

 

Der Blick auf den wahren nördlichsten Ort der Insel, zu welchen wir gestern wanderten.

 

 

Das Denkmal zu Ehren Oscar II.

 

"Oskar II. – gebĂŒrtig Prinz Oskar Fredrik Bernadotte von Schweden und Norwegen, Herzog von Östergötland – aus dem Haus Bernadotte war von 1872 bis 1907 König von Schweden sowie von 1872 bis 1905 in Personalunion König von Norwegen."

 

Quelle: Wikipedia

 

Und dann waren wir da! An diesen riesigen, stilisierten Globus aus langsam rostenden Stahl und ließen uns, wie manch anderer auch, vor einer imposanten Kulisse ablichten.

 

 

 

 

Danke sei an dieser Stelle dem Wettergott gesagt, der diese tollen Bilder erst möglich gemacht hat. Als uns gestern abend die Rentiere am Campingplatz besuchten, wurde ich gefragt, wo denn der Weihnachtsmann dazu sei. Nun, wir habe auch ihn gesehen. Er wohnt nĂ€mlich in SkarsvĂ„g, 1,5 km von unseren Übernachtungsort entfernt.

 

 

Am Nachmittag ging es dann nach Hause. Auch wenn wir noch fast vier Wochen unterwegs sein werden, geht nun jeden Tag ein StĂŒck der Heimat nĂ€her. Wir sind noch knapp 250 km nach SĂŒden gefahren und konnten einen stillen Platz im Wald kurz vor Karasok finden. Es regnet immer wieder ein wenig, aber es ist deutlich wĂ€rmer geworden.

 

“In der Einfachheit und Stille der Natur findet der Mensch die Lebenskraft.”

 

(Julius Waldemar Grosse, deutscher Schriftsteller, 1828 – 1902)


3 Kommentare zu „Nordkapp II“

 

Ilka

Also zum wahren nördlichsten Punkt zu wandern, mit dem Fahrrad zum touristischen Nordkap zu fahren, den nördlichsten Cache zu finden und die nördlichsten Steaks zu grillen, das können bestimmt nicht so viele in ihr Tagebuch schreiben. 😜

 

Töchterchen A

Hab ich das richtig verstanden? Ihr habt in Norwegen einen gelöst und das Finale ist in Spanien? Na wie gut, dass das auf eurer Route liegt. 😂

 

Steffen Kirchner

Genau, meine SĂŒĂŸe. Von Nordkap zum SĂŒdkap Europas. Manche haben den Cache aber auch völlig falsch verstanden und nach dem Lösen der Aufgaben vor Ort einfach geloggt.